Rennradtour und Mehrseillängen

Region: Donautal

Technische Daten: 230 km und 3350hm Rennrad auf 2 Tage, 3 gekletterte Mehrseillängentouren, 1 Biwak

benötigte Zeit: 11h20min für Radeln, 2h am Stuhlfels und 1h15min am Schreyfels
Summe: 14,5h

Wenn ich das gerade so schreibe, dann ist es schon etwas einschüchternd. Aber es war auch eine riesen Tour.
Inspiriert von Lena Marie Müller, die einen Kletterführer für Tirol mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln herausgebracht hat, und die den "ECO-Point" (Rotpunktklettern ohne Zuhilfenahme des Autos) praktisch erfunden hat, dachte ich mir, dass ich auch die Öffis weglasse, aber mir eine Kletterei aussuche, die zwar von Stuttgart aus mit dem Rad erreichbar ist, die ich aber trotzdem nicht auf der linken Arschbacke wegdrücke.

Vor einem Monat war ich mit meiner Verlobten im Donautal für 2 Tage zum klettern, und wir kletterten am Aussichtsfelsen, am Verlobungsfelsen und am Schreyfels. Letzteren bestiegen wir über die berühmte Opakante, eine recht einfache Tour, die man als Felsklettereinstieg in das Thema Mehrseillänge gut gehen kann. Das reizvolle daran ist:
Oben hat es eine Plattform, die rein theoretisch genug Platz für ein Biwak bieten würde. Dass Biwaks dort verboten sind, ist mir bewusst, und ich will hier auch keine Diskussion vom Zaum treten. Aber ich finde, als Outdoorsportler sollte man respektvoll mit der Natur umgehen. Und Verbote wurden meist ins Leben gerufen, weil es eben ein paar Individuen gab, die eben nicht respektvoll mit der Natur umgingen.
Ich habe schon häufig biwakiert, und meine Devise ist: Den Platz immer mindestens genau so hinterlassen, wie du ihn betreten hast. Kein Müll, Essen, Exkremente oder ähnliches dalassen.

Also war die Idee geboren, Ins Däle mit dem Rad zu fahren, den Schreyfels zu beklettern, oben zu biwakieren, und am nächsten morgen abzuseilen und wieder heim zu fahren. Google Maps geöffnet, 107km und etwa 1000 Höhenmeter mit dem Rad, also eigentlich ein "ganz normales" etwas längeres Ausdauertraining.

Mit Milos habe ich einen Partner gefunden, der auch Lust auf die Aktion hatte, und der mir glücklicherweise den Transport der Klettersachen abnahm, so dass ich die Strecke ohne Rucksack fahren konnte.

So startete ich am Samstag gegen 9 Uhr vormittag aus Stuttgart meine Fahrt ins Donautal, welche mich über Filderstadt, Reutlingen, runter nach Sigmaringen und dann ins Donautal führte. Zur Fahrt gibts eigentlich nichts spektakuläres zu sagen. Etwa 6 Stunden hat es gedauert für die 130km und 1800 Höhenmeter, ich war danach aber noch gut drauf, so starteten wir direkt an den Stuhlfels, wo wir uns auch trafen. Die Route in die wir eingestiegen sind, heißt "Der letzte Mohikaner", eine 6- mit einem recht kniffligen Teil unter dem Überhang vor dem Stand. Ich kletterte die Tour auch nur bis zum Stand, weil sie für Milos zu schwer war. Geplant war eigentlich die Gotzmannkante über den Direkteinstieg, aber bin wohl ein paar Meter zu weit rechts hoch. Ups. Kann mal passieren.Dann Plan B, runter zur Donau, um dort einmal rein zu dippen um den Schweiß des heutigen Tages abzuwaschen.

Um nicht zu viel Zeit zu vergeuden, entschieden wir uns, im Restaurant in Hausen zu Essen, um danach die Opakante auf den Schreyfels zu klettern. Beim letzten Mal habe ich mit Isabelle dort sehr lange gebraucht (etwa 3h), weil wir in der zweiten Seillänge einfach den richtigen Weg nicht gefunden haben. Vom Stand geht es rechts durch brüchiges 5er Gelände, geradeaus weisen Schlaghaken ebenfalls einen Weg, links durch den sehr schmierigen glatten Kamin ist aber der richtige Weg. Mit dem Wissen im Gepäck war mir klar, dass wir für die Route sicher keine 1,5 Stunden benötigen werden. Also genau richtig vor Sonnenuntergang.

So stiegen wir auf zur Opakante, welche wir über den Rampeneinstieg kletterten. Ich stieg die erste und dritte Seillänge vor, Milos die kurze zweite. Es lief alles wie am Schnürchen, alle Haken gefunden, flüssiges Nachsichern, es flowte so richtig, und nach knapp über einer Stunde inklusive Zustieg standen wir oben auf der Plattform. Klar, nicht die schwerste Kletterei, aber spaßig allemal und für Milos eine tolle Übung fürs Mehrseillängen klettern.

Wir packten dann Isomatte und Schlafsack aus, und ich hoffte, dass ich in der Nacht ob der Anstrengungen des heutigen Tages gut schlafen werde. Falsch gedacht. Wir wurden von Vögeln und Insekten ganz schön auf Trab gehalten. Zu allem Übel hatte dann auch noch meine Isomatte, eine erst ein mal benutze Sea to Summit Ultralight, ein Loch, weshalb ich jede Stunde aufwachte weil keine Luft mehr in der Matte war und es deshalb kalt wurde. Ärgerlich. Aber kann man ja flicken.

Um 5:45 Uhr klingelte dann auch schon der Wecker. Für Sportkletterer absolut nicht die richtige Zeit zum aufstehen, aber zum Sportklettern waren wir ja auch nicht hier. Wir machten uns direkt fertig, und seilten zum Sonnenaufgang den Schreyfels ab ins Tal, welches wir dann bis nach Hausen wieder hochfuhren.

Denn ich wollte Milos dort noch ein Erfolgserlebnis bescheren, so kletterten wir den Stuhlfels über den Normalweg per Rissausstieg, eine sehr gutmütig bewertete 5+, die wir praktisch durchsprinteten. (Manchmal) Zahlenmensch wie ich eben bin, habe ich die Stoppuhr gedrückt, wie lang die Kletterei gedauert hat. Meine eigene Kletterzeit betrug 4 Minuten in der 1. SL, 2:15min in der 2. und 4:30 Minuten in der 3. Seillänge.Für alle Seillängen inklusive Nachsteiger haben wir keine 25 Minuten gebraucht, was sicherlich sehr flott dort ist. Aber ich bin die Route eben auch schon häufig gegangen.

Schnell sein war deshalb wichtig, weil ich um 9 wieder starten wollte mit der Radfahrt. Das hat auch gut hingehauen, denn kurz nach 9 machte ich mich auf den Heimweg.

Dieser führte mich über den langen Anstieg aus dem Donautal nach Meßstetten, über Albstadt und Hechingen an der Burg Hohenzollern vorbei nach Tübingen, um dort den steilen Anstieg nach Waldenbuch, zu nehmen, welcher dann ab Echterdingen mit einer schönen Abfahrt nach Stuttgart belohnt wurde. Als ich zuhause ankam, war ich fix und fertig, und habe mich am Abend sehr über das Bett gefreut. Einschlafen hat, im Gegensatz zur Nacht davor keine 2 Minuten gedauert, und ich war stolz auf ein großes abgeschlossenes Projekt!

© 2021 Patrick Wörner

CLIMBER PROTECT

als Bergsteiger perfekt abgesichert