Mixedklettertour Brüggligrat

Region: Berner Alpen, Schweiz

Technische Daten: 8 Seillängen bis 5+, ca 250 Meter Kletterei

benötigte Zeit:
Zustieg zur Kletterei 50 min ca 300 Höhenmeter gemüglich, Kletterei 3,5h, Abstieg ca. 40 min,

In der Summe: ca 5h.

Der letzte Tag meines Aufenthaltes in der Schweiz.
Nachdem es am Samstag ja recht viel geschneit hat in höheren Lagen, haben wir uns überlegt, was wir am nächsten Tag machen wollen. Skitour wäre denkbar, dafür war aber die Wettervorhersage zu schlecht. Eisklettern in Adelboden wäre auch denkbar, bei den angesagten Windgeschwindigkeiten wussten wir aber nicht, ob die Bahn fährt.

Marcel schlug eine Begehung des Brüggligrates im Solothurner Jura vor.

Nie von gehört? Ich auch nicht!

Nach kurzer Recherche dann entschieden, dass das eine Tour sein könnte, die an dem Tag machbar ist.
Kurzer Zustieg (nur 300 Höhenmeter), 250 Meter Kletterlänge, also in etwa 8 Seillängen, und ein Abstieg über eine Straße und Wanderweg. Klang eigentlich super entspannt!

Mit Schwierigkeiten bis 4a-4c (also 5+ laut UIAA Skala) halten sich die Schwierigkeiten in Grenzen, dennoch muss man beachten, dass der Grat im Winter mit Schnee sicher nicht leichter, sondern eher anspruchsvoller zu Klettern sein wird.

Marcel ist den Grat letztes Jahr im Winter mal mit seiner Freundin geklettert, allerdings hatten sie dort keinen Schnee. Wir schon. Bis zu 20cm Pulver lag auf dem Grat. Für eine Skitour perfekt, aber für Mixedklettern nicht ganz optimal. Naja, mehr dazu später!

Wir sind am Sonntag wieder zu einer recht humanen Zeit dort hin gefahren und sind nach dem Packen von Friends, Schlingen, Eisgerät und Seil entspannt um halb 11 gestartet. Etwa 50 Minuten Zustieg haben uns durch unverspurten erst Knöchel, später mitte Unterschenkeltiefen Schnee geleitet.

Der Einstieg ist recht markant. Direkt vor einer kleinen Brücke am Wanderweg ragt rechts der erste Fels raus. Wenn man diese Stelle mitklettert, erklimmt man direkt zu Beginn des Grates die Hauptschwierigkeit. Aufgrund des vielen Schnees haben wir den Fels aber erst mal Fels sein lassen und sind rechts daneben durch ein etwa 40° steiles Gully etwa 50 Meter aufgestiegen, bevor wir dann auf den Fels wechselten.

Dieser wird generell beherrscht von moderaten Schwierigkeiten im 2.-3. Grad mit einigen wenigen Ausreißern nach oben, während der Grat über mehrere Türme und Anstiege auf und ab geht.

Am spannendsten war mit Sicherheit die Schlüsselstelle! Je nach Topo ist sie mit einer 5+ laut UIAA angegeben, ich würde diese Bewertung allerdings nicht unterschreiben. Es war schon etwas leichter als eine 5+. Begonnen wird diese Stelle durch eine Querung, die mit dem vielen Schnee sehr spannend zu gehen war. Am Anfang dieser Querung konnte man auf Kniehöhe einen Friend legen, welcher im Falle des Falles das schlimmste verhindern würde. Nach etwa 3 Metern Querung kommt man dann an eine Verschneidung, die allerdings erst über einem beginnt. Höher als Kopfhoch ist der erste Griff, an welchem ich mich mit dem Eisgerät festhielt und hochziehen konnte. Die Steigeisen haben Tritte gesucht und gefunden. Ist man erst einmal in dieser Verschneidung drin, wird es ganz schön luftig. hinter dir geht es viele Meter runter, vor dir ebenfalls, und du musst auf diesem dünnen Grat die Balance halten, und dann am höchsten Punkt nach links. Das war super spannend und hat im Vorstieg wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich habe dir Mal 2 Screenshots meines Videos angehangen, welches du unter diesem Link auf YouTube findest!

Der Rest des Grates war eher moderater Schwierigkeit, bis gegen Ender der Grat dann komplett übergeht in den normalen Waldboden. Wir haben leider den Abstieg nicht gefunden, weshalb wir straight durch den Wald nach unten gegangen sind, bis wir ein Bachbett gequert haben um auf die Straße zu kommen.

Wir sind dann der Straße und dem Wanderweg nachgelaufen und haben uns dann im Abstieg über weitere Projekte unterhalten, die eventuell mal anstehen könnten. Auch habe ich mir Inspiration zu meinem Training geholt, welches ich zum Jahreswechsel umgestellt habe.

Alles in allem eine super schöne Tour! Ich glaube im Sommer ist es eine sehr entspannte Genusskletterei, die ich auch mal mit meiner Freundin machen könnte. Im Winter ist das schon deutlich anspruchsvoller gewesen, sehr alpin angehaucht und mit Sicherheit eine gute Vorbereitung für spannende Gratklettereien im Hochgebirge.

© 2021 Patrick Wörner

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