Wow, endlich mal wieder Bergzeit!
Meine letzte Tour war ganze 2 Monate her, und ich habe es SEHR vermisst.

Natürlich war ich nicht untätig, und habe die Wochenenden mit Klettern (Zum Beispiel am Battert) und Ausdauersport gut füllen können, aber es ist natürlich schon etwas anderes, wenn man Zeit in den Bergen verbringt. Nur haben einige Faktoren das verhindert. Zum einen der verfrühte Wintereinbruch Mitte Ende September, und dann danach das immer wieder schlechte Wetter, und zu guter letzt bin ich mit meinem Unternehmen Climberprotect ins Finale des Jungmaklerawards eingezogen, was ebenfalls Zeit in Anspruch genommen hat.
Immer Anfang der Woche ging der Blick aufs Smartphone auf Meteoblue, und sobald sich am Wochenende ein mögliches Gutwetterfenster gezeigt hat, wurden Pläne geschmiedet. Leider wurden sie auch oft wieder direkt umgeworfen, als dann 2 Tage später das Wetter sich zum schlechten gedreht hat. Aber hey, jetzt hat es tatsächlich Mitte Oktober noch gereicht, eine schöne Hochtour zum Abschluss der Saison gemeinsam mit Aaron zu gehen.

Silvretta-Stausee. Schon in der Webcam war Schnee erst weiter oben zu erkennen

Klar war, dass wir keine besonders hohe und keinen besonders schwere Tour unternehmen werden können, weil in den letzten Wochen die Schneefallgrenze vermehrt unter der 3000m Marke lag. Mit Blicken in verschiedene Webcams entschieden wir uns dann für eine Tour in der Silvretta, da dort Schnee frühestens ab 2500m zu erwarten war, was bei der Dreiländerspitze, auf welcher ich vor 2 Jahren bereits war, kein Problem darstellen sollte.
Da diese aber von mir bereits besucht wurde, und sie mit ihren 1200 Höhenmetern Gesamtanstieg vom Parkplatz für die Anfahrt aber doch nicht ganz so lohnenswert gewesen wäre, entschlossen wir, die Nacht mit einem Biwak zu überbrücken, falls die Wiesbadener Hütte zu hatte :P , um am nächsten Tag auf den höchsten Vorarlberger, den Piz Buin zu gehen.

Gesagt getan planten wir das Wochenende aus und entschlossen uns, aufgrund des sehr kurzen und meist aperen Gletschers an der Dreiländerspitze für einen sehr späten Start. 6:30 Uhr Abfahrt in Stuttgart, bzw um etwa 11 Uhr Start am Silvretta Stausee. Die 6km und 400 Höhenmeter zur Wiesbadener Hütte legten wir in 1h20min zurück, was in Anbetracht der recht schweren Rucksäcke eine ordentliche Geschwindigkeit war.

Weiter ging es über den ausgeschilderten Wanderweg in Richtung obere Ochsenscharte. Unser ursprünglicher Plan war es, dort zu biwakieren, welchen wir aber Aufgrund des Schnees und der Spalten dort verwarfen. So deponierten wir unser Übernachtungsmaterial wie Zelt, Isomatten, Schlafsäcke kurz unterhalt des Gletschers, um die letzten paar Hundert Höhenmeter zum Gipfel mit leichtem Gepäck zu gehen. Den Gletscher kannte ich noch von vor 2 Jahren, nur war er damals komplett blank. Da Spalten dort kein Problem sind entschlossen wir, das Seil noch im Rucksack zu lassen. Es lag natürlich eine Schicht Firn und auch etwas Neuschnee auf dem Eis, aber der Aufstieg sowie der Abstieg war problemlos auch ohne Steigeisen zu machen.

Wir gingen nach dem Gletscher eine Rinne links der Flanke hoch, um dann weiter oben nach rechts zum Grat zu queren, welcher dann bei winterlichen Verhältnissen erklettert wurde. Hier packten wir dann auch das Seil aus. Es handelte sich um ein Petzl Volta, das mal 50m lang war. durch einen Mantelschaden knapp an der Seilmitte, entschloss ich, es genau dort durchzuschneiden und für genau solche Touren zu behalten. Weitere "Hacks" zum Thema Sicherheit erhältst du in meinem #Newsletter!!! Ich muss gestehen, ich war etwas enttäuscht, dass die Kletterei so kurz war. Keine 20 Minuten, und wir waren oben am Gipfel angekommen. Das hat vor 2 Jahren irgendwie länger gedauert. Aber da sind wir auch einen etwas anderen Weg gegangen, indem wir nach dem Gletscher weit rechts durch ein brösliges Schuttfeld nach oben gestiegen sind #wouldnotrecommend.

Die Aussicht vom Gipfel war gigantisch, allerdings fiel unser Blick dort schnell auf die vom Wetterbericht angekündigten Wolken, die deutlich dunkler aussahen, als es der Wetterbericht vorhersagte. Also fix an den Abstieg gemacht, uns als wir den Gletscher verließen haben die dunkle Wolken gemacht, was sie eben so tun: Sich ergossen. Für ein paar Minuten hat es kurz geregnet, doch direkt hinter der Berggruppe mit Buin, Silvrettahorn und Schneeglocke lugte schon das blaue des Himmels durch, gepaart mit gelben Sonnenstrahlen des nahenden Sonnenuntergangs. Die Stimmung war sehr diesig, aber wunderschön.

Wir hatten beschlossen, recht nah am Gletscher, aber doch auch nicht so weit von der Wiesbadener Hütte entfernt auf einer Kuppe zu biwakieren, so bauten Aaron und ich unser Nachtlager dort auf. Währenddessen ging die Sonne um und warf eine brutale Stimmung auf die noch vorhandenen Wolken und auf die umliegenden Berge. Noch besser war dann aber, als die Milchstraße über dem Piz Buin aufging.

Seht selbst, Bilder sagen mehr als tausend Worte :)

Nach einer Trek'n'eat Delikatesse ging es recht früh um 21 Uhr schlafen, mit dem Plan am nächsten Tag um 6:30 Uhr aufzustehen, den Sonnenaufgang zu genießen und dann entspannt nach dem Frühstück zu starten.

Auch der Sonnenaufgang hat eine phantastische Stimmung in die Berglandschaft gezaubert, und uns mit Vorfreude auf den tag vorbereitet. Nach einem gemütlichen Start in den Tag war dann um 8 Uhr in der früh Abmarsch runter zur Wiesbadener Hütte, an der wir unsere Biwakausrüstung deponierten, um den Weg auf den Piz Buin mit möglichst leichtem Gepäck zurückzulegen. Von dort erblickten wir tatsächlich schon die erste Seilschaft am Beginn des Gletschers. Die sollten wir im laufe des Vormittags noch öfter sehen.



Schnell ging es runter und hinüber zum Ochsentaler Gletscher, welcher rechts durch ein sehr steiles Geröllfeld/Wanderweg erstiegen wird, bis der Weg dann auf den Gletscher wechselt. Hier erblickten wir wieder die Seilschaft, die sich aktuell in der Mitte vom sehr spaltenreichen Gletscher befand. Später, kurz nach der Buinlücke, die wir nach etwa 40 Minuten erreichten, fanden wir heraus, dass sie etwas Schwierigkeiten mit dem Seilhandling hatten. Wir überholten sie beim ersten steileren Schlussanstieg auf den Gipfel, welcher mit einer 2+ UIAA auch die Schlüsselstelle der Kletterei darstellte. Sie bereitete uns allerdings keine Probleme und war auch ohne Seilsicherung und ohne Steigeisen gut machbar. Hier muss aber jeder für sich selbst entscheiden und seine Sicherung dem eigenen Risikoempfinden anpassen. Ist die Kletterei überwunden, geht es die letzten ca 100 Höhenmeter in steilen Serpentinen zum Gipfel, welcher eine tolle Rundumsicht bis zum Ortler und Bernina Massiv freigibt.

Am Gipfel des Piz Buin. Hinten gut zu sehen der Ortler mit seinen 3905m (Tourenbericht Hintergrat hier!)

Für den steilen Abstieg wählten wir die Steigeisen, um vorwärts gehen zu können, und nicht alles rückwärts abklettern zu müssen. Es erwies sich als goldrichtig, und so standen wir nicht mal eine Stunde später schon am Fuße des Gletschers, also haben wir wohl irgendwo her noch Energiereserven ausgraben können. Mussten wir aber auch. Denn von der Buinlücke bis zum Auto waren es noch geschlagene 10km und 1000 Höhenmeter Abstieg, die es anzugreifen galt.

Also wieder zur Wiesbadener Hütte (verdammt, dieser Gegenanstieg immer gegen Ende ist ein richtiger Pain), aus dem leichtem Rucksack wieder einen schwereren gemacht, kurze Getränke und Essenspause und dann die letzte Stunde Abstieg angegangen.
Insgesamt haben wir an dem Wochenende 31km und 2135hm zurückgelegt, teils mit bis zu 15kg Gepäck auf dem Rücken, was schon eine ordentliche Leistung war.

Die Hochtourensaison dieses Jahr war zwar nicht so ergiebig, dennoch habe ich viel gelernt, und bin schon sehr gespannt auf den Winter, und ob er diesmal (Schnee)ertragreicher wird, um uns nächstes Jahr eine tolle Hochtourensaison zu bescheren. Bis dahin bin ich auf jeden Fall vorbereitet ;)

Danke an Aaron für die 2 tollen Tage und fürs Tragen vom Zelt!

© 2021 Patrick Wörner

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