Lange habe ich mich aufs Eiskletterfestival gefreut.
Noch mehr, als ich Ende Dezember 2021 das erste mal Eisklettern war.
Was ein toller Sport!
Ich hatte große Hoffnungen/Erwartungen, aber dazu später mehr!

Fangen wir von vorne an..

Angereist sind Anna und ich schon am Freitag, um direkt morgens um 9 am ersten Eisfall zu sein. Idealerweise ausgeschlafen. Also sind wir nach Mandarfen am Pitztaler Gletscher, um uns fürs Eiskletterfestival einzuchecken und um uns für die Spots einzutragen, die wir besuchen wollten.
Wir hatten eine anständige Unterkunft im Haus Enzian in Plangeross, welche gemütliche Betten, und somit optimale Voraussetzungen stellte, um ausgeschlafen am nächsten Morgen die Eisgeräte zu schwingen.

Der erste Wasserfall, welchen wir besuchten, war der Fallebachfall.
Also morgens ausgiebig gefrühstückt, zur Location unserer Begierde gefahren, von Piösmes die knapp 40 min Zustieg bewältigt, und wir stehen vor... einem Fall, welcher mit 2 Topropes und 15 Kletterern ausgestattet war.
Erst mal nicht schlimm, wenn die Leute zügig geklettert wären.

Aber wenn einzelne Personen 10-15 minuten für gleich viele Klettermeter brauchen, dann ist klar, dass das eine zähe Sache wird. Naja, jetzt waren wir schon da, also betrachten wir das Schauspiel.

Dem Großteil der Leute hat man angesehen, dass ihr einziger Kontakt mit Eis bisher das Gelato in der Eisdiele war, so wurde teils mit Skistiefeln geklettert, weil kein anständiges Schuhwerk vorhanden (oder weil die Personen Skihochtouren mit Eiskletterei machen wollen? Naja, sah nicht so aus ;) ). Das ist nicht schlimm, hat uns aber ahnen lassen, wer das beabsichtigte Publikum des Events war.

Was aber gut war: Die Bergführer waren sehr kompetent und konnten uns im Gespräch wertvolle Tipps geben bzgl Standplatzbau.

Nach über einer geschlagenen Stunde Warterei war es dann auch endlich an uns. Leider wurde von den Bergführern gemerkt, dass alle recht langsam waren, so haben dann die Teilnehmer inklusive uns die Aufforderung bekommen, nur die halbe Seillänge/Route zu klettern. Das war etwas schade, denn so sind wir während der 3h, die wir dort verbracht haben (inkl 37 min Zustieg und 20 min Abstieg) nur ganze 10 Minuten am Klettern gewesen sind. Wir haben uns dann für eine zweite Route angestellt, aber dann entschieden, abzusteigen und unseren Slot in der Taschachschlucht dann voll auszunutzen.

Das haben wir dann auch getan!

Hier konnten wir richtig Meter machen, teils in flacheren Routen, teils steile pumpige bis zu WI4/5, die uns wie Dementoren die Lebenskraft aus den Unterarmen gesaugt haben.

Und da uns dann das abrupte Ende um kurz vor 4 etwas früh vorkam, und noch ein wenig Kraftreserven vorhanden waren, haben wir direkt am Parkplatz der Taschachschlucht die Bergstiefel gegen Tourenskischuhe, die Hardshell gegen die Softshellhose und die Eisgeräte gegen Stöcke ausgetauscht und sind noch eine kurze Skitour hoch marschiert bis zum Riffelsee.

Abfahrt in der Dämmerung mit Stirnlampe praktisch direkt an den Tisch des Restaurants, an dem es für uns jeweils ZWEI Hauptspeisen gab. Wir hatten beide dezent Hunger, was ja nicht verwunderlich ist bei 7h aktiv sein.

So sind wir dann im Booking mehr oder weniger direkt ins Bett gefallen, um noch genug Kraft zu haben für den nächsten Tag. Und man, was war das für ein wunderschöner Morgen! Strahlend blauer Himmel und die ersten Sonnenstrahlen, die auf die Bergspitzen knallen!

Geplant war der Luibisbodenfall. Dieser war ebenfalls vom Eiskletterfestival reserviert, und aufgrund des hohen Ansturms wollten Anna und ich dann einen Fall daneben klettern, den Klockelefall. Dieser wird auch nachts beleuchtet, was echt cool aussieht. Vielleicht mal eine Idee, den nachts zu klettern ;)

Denn als wir dort den kurzen Zustieg bewältigt haben, standen wir vor einem Eiskletterkurs aus 10 Mann und 2 Seilschaften, die bereits in den Wasserfall eingestiegen sind. Und die Grundregel beim Eisklettern: Wenn vor dir schon Seilschaften sind, steige nicht in den Fall ein! Eisklettern ist ein Sport, bei dem Eisschlag ein großes Risiko ist! Dieser Eisschlag wird bei praktisch jedem Kick mit den Steigeisen und jedem Schlag mit dem Eisgerät ausgelöst.
Wer das Risiko trotzdem eingeht, hat hoffentlich eine Unfallversicherung mit guter Gliedertaxe. ;)

So haben wir uns dann doch gegen den Klockelefall entschieden und sind rüber zum Luibis.
Dort erwarteten uns 3 Topropes, 2 Bergführer und eine Horde Instagram-Models, bzw solche, die es werden wollten. Was gut für uns war.
Da die sich an der ganz linken, flachen Linie ausgetobt haben, konnten wir die Bergführer und die 2 rechten Linien für uns beanspruchen. Hier haben wir nochmal Standplatzbau geübt, sowie im Toprope dann das Setzen der Eisschrauben geübt.

Summa summarum was das ein guter Tag mit viel Input und einigen Klettermetern.

Das "Eis Total" hat sich schon rentiert, ich denke aber eher, dass es für komplette Eis-Neulinge ohne Ambitionen, auch mal eigenständig im Vorstieg eine Eisroute zu klettern, gemacht ist. Ich bin ja selbst ebenfalls Neuling im Eis, aber hatte davor zumindest mal ab und zu Steigeisen an und Eisgeräte in der Hand, was man von einem Großteil der Teilnehmer die wir beobachten konnten, nicht behaupten kann. Das ist keine Kritik an den Teilnehmern oder an der Veranstaltung, sondern einfach eine Feststellung, dass das Event wohl für eine andere Zielgruppe gemacht wurde, als mich/uns.

Würde ich es weiterempfehlen? Definitiv! Wenn du erste Erfahrungen im Eis machen willst in einer gesicherten Umgebung, dann auf jeden Fall!

Würde ich wieder hingehen? Wahrscheinlich nicht. Für die 70€ Kosten des Events, die 100€ im Booking, und das Spritgeld würde ich wohl eher entweder ein paar Tage low-budget mit Zelt Eisklettern gehen, oder mir für einen Tag einen Fortgeschrittenenkurs buchen, bei dem Wert auf Technik und Verbesserung der Alpinen Fähigkeiten gelegt wird. Oder wenn ein Freund/Freundin da unbedingt mit mir hin will, dann vielleicht :)

© 2021 Patrick Wörner

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