Region: Pitztal

Technische Daten: 750hm Zustieg per Ski, etwa 90hm Eiskletterei bis WI4 (80-85°)

benötigte Zeit:
Zustieg bis Eisfall 2,5h auf Ski, Eisfall bis Ausstieg 2h, Abstieg 1h inklusive Pausen

 

Wow, wenn ich mir meinen Blog so anschaue, dann sehe ich, dass ich ewig keinen Blogbeitrag mehr gepostet habe.
Man könnte meinen, ich wäre im Winter nicht aktiv gewesen..

Das stimmt so aber nicht. Im Gegenteil!

Der Winter war sehr erfolgreich, weil ich an 2 Basics stark arbeiten konnte:
Skifahren und Basics vom Eisklettern. Zu zweitem aber in einem separaten Blogbeitrag mehr.
Hier möchte ich erst mal nur über das vergangene Wochenende berichten.

Der März war ja recht wechselhaft, bzw allgemein der Winter ist sehr wechselhaft gewesen. 2 längere warme Perioden, dann war es mal wieder bitterkalt, dazu auch leider nur recht wenig Schneefall.

Für letzte Woche war das Wetter als super sonnig und etwas warm angesagt, also perfekt um... Eisklettern zu gehen!

Die Ice News im Pitztal sahen nicht so rosig aus (O-Ton: Alles unterhalb Mittelberg ist geschmolzen, was bei fast zweistelligen Plusgraden nicht verwunderlich war). Wir wussten aber, dass genau dann auch weniger Leute unterwegs sein werden, weil bei den Temperaturen man höher und länger zusteigen muss, um gescheites Eis zu finden.

Jana und Ruben hatten auf jeden Fall Bock, die Lawinenlage hat uns aber von unserem ursprünglichen Ziel, dem Notwegfall, auf den Karlesfall verwiesen. Bei einem Lawinen 3er möchte ich einfach nicht in einem Wasserfall hängen, über dem steile Hänge für mich einen etwas stärkeren Spindrift im besten, oder nasses Zusatzgewicht im schlechteren, oder eine Lawine die mich aus dem Wasserfall reißt im schlimmsten Fall bedeuten würden.

Samstag, 3:45 Uhr, der erste Wecker klingelt. Für die einen der Weckruf vom einen in den nächsten Club zu gehen, war es für mich der Weckruf, zu frühstücken, den Schlaf aus den Augen zu waschen und mich ins Auto zu setzen. So ging es dann kurz nach halb 5 morgens von Stuttgart Richtung Pitztal los, und kurz nach 8 rollte ich dann auf den Parkplatz der Talstation der Gletscherbahn, und wenige Minuten später ging es dann auch schon mit schlurfenden Schritten auf den Ski gemütlich den Notweg hoch.

Die Hitze an dem Tag war heftig. Sehr schnell verschwand die dünne Isoschicht im Rucksack, und nicht arg viel später dann auch der Fleece Pullover, so dass es nur noch mit ner dünnen Merino Baselayer mit hochgekrempelten Ärmeln stetig bergauf ging. Etwas über 2 Stunden haben wir gebraucht für die knapp 750 Höhenmeter Zustieg, was in Anbetracht des schweren Gepäcks und der Hitze jetzt nicht so schlecht war. Angekommen sind wir dann am Fuße des Mittelbergferners, zu dessen östlicher Seite dann der Karlesfall in der Sonne blitzt. Direkt am Skidepot war tatsächlich das Ziel eines Freeride Wettbewerbs. Wie wir später erfuhren, war das wohl ein Qualifying der Freeride World Tour. Die letzten Meter ging es dann zu Fuß weiter, bis wir uns am unteren Teil des Karlesfalls befanden.

Ein paar Meter weiter oben war gutes Eis, an dem wir unseren Stand für die erste Seillänge einrichten wollten. Bis dahin hieß es, seilfrei zuzusteigen. Also erst mal Warmup Seilfrei in WI2 Gelände, haben Ruben und ich einen Stand gebaut und Jana nachgeholt.

Da ich aus der Gruppe derjenige mit der meisten Vorstiegserfahrung im Eis war, gebührte mir die Ehre, den kompletten Wasserfall vorzusteigen. Für mich eine spannende und neue Erfahrung, da ich noch nie als Vorsteiger einer Dreierseilschaft geklettert bin. Glücklicherweise kenne ich die Theorie, jetzt auch die Praxis ;)

Los ging es erst mal rechts vom Stand mit ca 4 Metern senkrechtem Eis. Spannender Kaltstart, und direkt war ordentliches Zupacken der Eisgeräte gefragt. Der steile Teil war aber recht kurz, danach ging es über eine stufenartige Rampe gemütlich weiter rauf bis an den Fuße des zweiten Aufschwungs, der zweiten Seillänge.

Der Eisstand war spannend, denn er lag komplett in der Sonne, was beim Eisklettern ja meist doch recht ungewöhnlich ist.
Zur Sicherheit habe ich den Stand dann mit 3 Eisschrauben aufgebaut, da ja das Leben meiner zwei Nachsteiger und mir dran hing.
Als wir zu dritt am Stand waren und die erste Seillänge erfolgreich geklettert sind, habe ich mir kurz Gedanken über den weiteren Routenverlauf gemacht. direkt straight über uns wäre wegen dem Eisschlag keine Option, etwas weiter links war es recht lang recht steil, und noch ein ticken weiter links war es für meine Eisklettererfahrung und Vorstiegsmoral anspruchsvoll genug, aber machbar. Also wählte ich eine Linie circa 5m links von unserem Stand. die ersten paar Meter waren sehr steil, sehr pumpig, aber auch sehr geil mit richtig gutem Eis, bombenfesten Eisschrauben und einfach ein purer Genuss.

Die Seillänge blieb auch steil, entspannte sich auf der zweiten Hälfte aber etwas. Und dann war sie leider auch schon zu Ende. Die Nachsteiger Jana und Ruben stockten nach ein paar Metern. Das war dann wohl der steile Teil :) Aber klar, wenn man gleichzeitig leicht versetzt klettert, muss man schon mal schauen dass man sich nicht in die Quere kommt und den anderen mal machen lassen.

Irgendwann kamen sie aber am Stand an, und ich war auf uns als Dreierteam stolz. Beide sind sehr gut geklettert, und mit meiner Vorstiegsleistung war ich auch zufrieden. Hatte ich ja doch erst vor 10 Wochen meinen Eiskletterkurs (Bericht folgt) absolviert, aber mir als Ziel gesetzt, in dem Winter auch eine WI4 Mehrseillänge komplett im Vorstieg zu klettern.

Neu für mich war aber, dass ich als Leader einer Dreierseilschaft klettern durfte. Das hatte ich so bisher noch nicht gemacht, aber alles lief gut. Ich habe die Eisschrauben immer ca 1-2 Meter versetzt voneinander geschraubt und wenn es gepasst hat abwechselnd die Seile geclippt.

Nach dem Topout gingen wir nach links zur Abseilpiste, die meiner Meinung nach recht ungünstig eingerichtet ist. Der erste Abseiler ist ca 25m lang und wird vom zweiten Abseiler weitergeführt, der sehr ungünstig auf einem Stein ist, auf welchen wir erst hoch und dann abklettern mussten, um den Abseilhaken zu bekommen. Vielleicht lag das auch an der schlechten Schneesituation diesen Winter, also muss ich den Fall wohl noch einmal klettern :)

Nach dem Abseilen ging es dann "gemütlich" per Ski ins Tal. Gemütlich deshalb in Anführungszeichen, weil die Abfahrt mit Seil, komplettem Satz Eisschrauben, Eisgeräte, Steigeisen und Exen sehr anspruchsvoll für die Oberschenkel war. Aber so ist es eben beim Eisklettern. Man muss drauf achten, alles notwenige dabei zu haben. Übrigens, bei den Versicherungen sollte man auch drauf achten, alles notwendige fürs klettern dabei zu haben. Um zu checken, ob das bei dir der Fall ist, kannst du dir gerne unter ►DIESEM LINK◄ einen kostenfreien Kennenlerntermin mit mir buchen. Werbung Ende :)

Angekommen im Tal ging es in die Pension Steinkogel, in der wir schliefen. Hier hatten wir einen mega spontanen Deal, der sogar einen Saunagang beinhaltete!

Danach ging es noch ins Restaurant Bergwerker, in dem eine Riesen Portion Kässpätzle die leeren Energiespeicher wieder auffüllte.

Am nächsten Morgen wollte ich das Frühstück der Pension, da bezahlt, nicht verpassen.
Also um 8 Uhr schnell ein kleines Frühstück rein geschaufelt, zur Taschachschlucht gefahren, und kurz vor 9 stand ich dann wieder auf den Ski.

Beim hochmarschieren der Piste zum Riffelsee ist mir aufgefallen: Hier bin ich vor einem Jahr beim Eiskletterfestival bereits hoch gelaufen. Damals habe ich für die 500 Höhenmeter knappe 85 Minuten gebraucht, heute war es mehr nur eine Stunde, trotz der Vorbelastung des Tages davor. Für mich ein Erfolgserlebnis. Das zeigt mir, dass das Ausdauertraining Früchte trägt :)

Am Riffelsee habe ich mich mit Jana getroffen, die die Abkürzung per Bahn nahm. Bei unserer geplanten Tour auf den Wurmtalerkopf  sicher auch die sinnvollere Variante. Warum? Dazu kommen wir gleich.

Rüber ging es über den Riffelsee und die Loipe, wo wir zwar Strecke, aber null Höhenmeter machten. Danach ein mal Abbiegen nach links gen Süden, wo wir den Weiterweg sahen: Ein ewig weiter flacher Anstieg, getrennt von kleineren Stufen. Diesen traten wir auch an, aber nach etwa 200-300 Höhenmetern spürten wir beide Schmerzen an den Füßen. Blasen. Eine Blase ist ja okay. Wie kann man dann kurz verarzten und weiter gehts. Aber wenn es dann 3 Stück pro Person sind und beide einfach Schmerzen haben, dann macht es irgendwann keinen Spaß mehr.

Es war kurios. Trotz des tollen Wetters verflog unsere Laune sehr schnell. Es lag Null daran, dass es zu anstrengend gewesen sein könnte, im Gegenteil. Es war sehr entspannt und die Landschaft traumhaft. Aber dieser lange flache Anstieg und dazu die Blasen an den Füßen haben unsre Laune verfliegen lassen leider.

Aber allein aus Prinzip, damit 1000 Höhenmeter bei mir auf der Uhr stehen, sind wir weiter gelaufen, bis das auch der Fall war. Dort drehten wir dann um und fuhren ab. Leider war auch die Abfahrt nicht so schön wie gehofft. Der Schnee war sehr wechselhaft. Von windgepresste Platten über Harschdeckel, Firn und etwas Pulver war alles dabei. Und eben diese wechselhaften Verhältnisse haben die Abfahrt anspruchsvoll gemacht.

Auf der Piste begrüßte uns dann Sulz, das war auch nicht besser. Aber zumindest leichter zu fahren als der Harsch.
Angekommen am Auto ging es dann gemütlich wieder nach Hause.
Ob ich die Tour jemals beende? Ich denke nicht.

Aber sag niemals nie.

© 2021 Patrick Wörner

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