Ich habe ja erst vor etwa zwei Jahren mit dem Bergsteigen begonnen.
Und je tiefer man in der Materie drin ist, desto mehr Facetten des Bergsports lernt man kennen.

So bin ich dann auch relativ schnell auf Skitouren gestoßen.

Alle schwärmen sie davon, auf den weichen weißen Wölkchen namens Pulverschnee nach der Tour ins Tal zu fahren, und so auch die Zeit des Abstiegs massiv zu verkürzen.

Natürlich findet man das dann auch mega ansprechend wenn man sich so die ersten Videos und Bilder davon anschaut. Nur was dazu gehört, um das dann selbst zu können, das wird häufig unterschätzt.

Wie bewerte ich den Lawinenlagebericht?
Wie plane ich eine Tour Anhand der Karte und Wetterdaten?
Wie schätze ich Rinnen, Hänge und den Schnee generell ein?
Wie fahre ich überhaupt auf diesem losen weichen Untergrund,
wenn ich nur die bockelharte Piste gewohnt bin?
 
Ich habe mir dann 2021 vorgenommen, dass ich auch Skitouren lernen will. Im Januar eine kleinere Tour im Schwarzwald gemacht mit knapp 400 Höhenmetern, auf dem Winterwanderweg bei der Hornisgrinde und der Piste. Das war mein erstes mal auf Ski stehen nach 20 Jahren Abstinenz.
Ich bin ja als Kind schon Ski gefahren, aber im Alter von 11 Jahren auf Snowboard umgestiegen.
Es war zwar lustig, aber auch beängstigend zugleich! Der erste Hang war nicht mal wirklich steil, aber sehr schmal, so dass ich (glaubte ich) keine Schwünge machen konnte.

Es folgten weitere Skitouren im Schwarzwald, auf der Piste aufs Nebelhorn, den Mittag im Allgäu usw. Auch ein paar Tage einfach nur Abfahrtsskifahren auf der Piste folgten um Sicherheit in die Abfahrt rein zu bringen. Im Januar diesen Jahres entschied ich mich gemeinsam mit ein paar Freunden, das ganze auch mal abseits der Piste zu versuchen. Dafür war mir aber klar, dass wir auf der einen Seite Lawinenkunde lernen müssen, sowie die richtige Technik um auch im Tiefschnee sicher den Berg runter zu kommen.
 
So habe ich Alfi von alpine-adventure.at geschrieben, den wir in der Taschachschlucht beim Eisklettern Ende Dezember kennengelernt haben. Wir haben einen Kurs für Jonas, Marius, Balu und mich organisiert, so dass alle Wünsche erfüllt werden. am 5.2.2022 ging es also früh morgens los Richtung Pitztaler Gletscherbahn.
 
Am Ersten Tag stand auf dem Plan:
Skitechnik auf der Piste, und diese auch ins freie Gelände übertragen.
Bedienung LVS-Gerät und Verschüttetensuche im Tiefschnee
Richtiges Lesen des Lawinenlageberichts
 
 
Die Inhalte gerade bei der Skitechnik waren extrem wertvoll für mich. Denn nach 20 Jahren nicht mehr Skifahren ist natürlich von meiner als Kind angeeigneten Skitechnik praktisch nichts mehr da.
Wir haben Dinge gelernt wie das "Hufeisen", dass der Oberkörper mit den Händen nach vorne gen Tal ausgerichtet ist und so für Stabilität sorgt. Oder dass man über einen Hügel die Kurve einleitet über die Schaufel des Skis, dass die Beine als Stoßdämpfer agieren gerade auf unebenen Strecken, die man ja abseits der präparierten Piste hat.
So ging es auch recht zügig in die ersten Hänge abseits der Piste. Das war ein krasses Erlebnis für mich. Natürlich bin ich auch gestürzt, aber nie schlimm. Als es dann gegen Ende des Tages recht gut ging, war ich aber stolz auf mich! Gegen nachmittag ca um 16 Uhr haben wir uns dann mit der Verschüttetensuche beschäftigt, indem wir mit unserem LVS-Gerät ein anderes im Schnee vergrabenes LVS-Gerät suchen mussten.
 
 
Das ist auch etwas, das ich in regelmäßigen Abständen, vor allem Anfang der Saison, trainieren werde. Als wir damit fertig waren und jeder das andere "verschüttete" Gerät gefunden hat, lasen wir noch die Hänge auf der gegenüberligenden Seite des Tals, um zu sehen, welche Rinne etc. wo sicher wäre zum Abfahren. Hierfür haben wir den Wind und den Schneefall der letzten Tage beobachtet und daraus ableiten können, wo der Triebschnee drin liegt. Das war super spannend, weil ich mich davor mit so einer Thematik noch nie beschäftigt habe.

Zu guter Letzt fuhren wir dann auf der Piste ins Tal. Da es aber noch recht früh war (ca 17:30 Uhr) gingen Marius und ich noch in die Taschachschlucht, damit er seine ersten Meter im Eis klettert. Ich stieg eine leichte Route vor, platzierte Eisschrauben, hing mich in den Umlenker ein, und als ich wieder unten war ist Marius die Route nachgestiegen und hat die Eisschrauben entfernt. Für ihn sicher ein cooles Erlebnis, für mich eine tolle Übung für den Vorstieg.
Und da es dunkel war, sah es sicher auch ziemlich cool aus :)
 
 
Der Nächste Morgen bot uns einen wunderschönen Sonnenaufgang, welcher uns versprach, dass es ein schöner Tag wird!
 
 
Also wieder mit der Bahn hoch auf den Pitztaler Gletscher. Heute stand auf dem Plan möglichst viele Höhenmeter offpiste abzufahren! Erst mal in einem seichten Hang, in den wir rein fuhren. Nicht steil, vielleicht 10°. Trotzdem ist hier Marius direkt auf den ersten Metern gestürzt. Er ist ziemlich doof gefallen, wahrscheinlich wollte er sich mit dem Stock noch fangen, so dass er mit dem Oberarm direkt auf den Stock gefallen ist. Starke Schmerzen brachten ihn dann dazu, direkt hier auch abzubrechen, so ist er dann mit der Bahn direkt wieder ins Tal gefahren und hat ein Krankenhaus aufgesucht.
 
 
Wir haben währenddessen richtig viele Meter gemacht abwechselnd im Powder, sowie die dort sichtbaren Fehler auf der Piste dann größtenteils versucht zu korrigieren. Mein Hauptmanko hier ist meine noch nicht gute Skitechnik. Meine Beine sind zu weit auseinander, was dazu führt, dass ich eher wie auf Schienen fahre und noch schwierigkeiten habe, aufzukanten. Ich werde hierzu nächsten Winter ganz sicher noch mal Kurse besuchen, weil das alleine/ohne fremde Hilfe echt schwierig zu korrigieren ist!
 

ABER ich habe meine ersten Schwünge auch im Powder machen können, bin auch etwas steilere Hänge abgefahren, zwar nicht mit schöner Technik, aber ich bin runter gekommen. Das ist für mich, der erst seit einem Jahr wieder auf Ski steht, ein mega Erfolg, auf dem ich aufbauen kann und werde.
 
 
Der Abschluss des Kurswochenendes war eine komplette Tiefschnee Talabfahrt. Leider war hier das Gelände für meinen Geschmack zu steil, was, kombiniert mit dem dort vorhandenen schlechten bzw wechselhaften Schnee (Harsch und Pulver im Wechsel) bei mir für viel Unruhe und auch für viele Stürze gesorgt hat.
Alfi hat dann im Anschluss auch gesagt dass die Abfahrt für mich machbar gewesen wäre bei guten Schneebedingungen, aber hey man kann ja nicht alles haben :)
Diese Abfahrt hat mein Selbstvertrauen ein wenig zerstört, weshalb ich dann bei der Tourenplanung in den restlichen Wochen des Februars etwas defensiver unterwegs war. Nämlich gar nicht.
Man muss sich selbst dann einfach eingestehen: Nur weil ich einen Kurs besucht habe, heißt es nicht, dass ich die Kursinhalte danach auch kann.
 
Und das will ich dir mitgeben: Wissen ist sinnlos. Nur angewandtes und verinnerlichtes Wissen bringt dir ewas.
Wenn du weißt, dass Fastfood ungesund ist und dick macht, du es trotzdem isst, dann bringt dir dieses Wissen nichts. Wenn du weißt, wie man Ski fährt im Gelände, du es aber aufgrund mangelnder Erfahrung noch nicht kannst, dann bringt dir dieses Wissen noch nichts. Rückblickend war für mich der Teil des Kurses für die Verschüttetensuche absolut passend, der Freeride Teil war aber noch zu früh. Ich werde also den Rest des Winters erstmal bei Pistentouren bleiben, bzw Pistentouren bei denen man auch MAL in den Tiefschnee kann. Kommenden Winter aber werde ich wieder Kurse besuchen. Einen um meine Skitechnik auf der Piste so zu perfektionieren, dass ich damit auch sicher abseits der Piste fahren kann, und dann auch ein Paar Stunden mir einen Skilehrer gönnen für nur offpiste.

© 2021 Patrick Wörner

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