Mixedklettertour Stockhorn 2190m via "Tschaboldroute"

Region: Berner Alpen, Schweiz

Technische Daten: 8 Seillängen bis M4, ca 150 Höhenmeter Kletterei

benötigte Zeit:
Zustieg zur Kletterei 30 min (Wenn man von Erlebach mit der Stockhornbahn fährt), Kletterei 3,5h (wenn man durch kommt), Abstieg bis Bahn 30min,

In der Summe: ca 4,5h.

Marcel und ich kennen uns über Instagram. Recht früh als ich vor knapp 2 Jahren begonnen habe, mich mit dem Bergsteigen auseinander zu setzen, habe ich natürlich nach Vorbildern gesucht, die Touren machen, die mich ebenfalls interessieren. Marcel war einer davon. Mich haben seine kletterlastigen, technischen Touren inspiriert.

So bin ich mit ihm dann in einen mehr oder weniger regelmäßigen Austausch gegangen, und habe mir Tipps geholt. Dass sich daraus dann auch irgendwann ein Kumpel entwickelt, hätte ich nicht gedacht, bin aber sehr froh darüber!

2021 wollten wir uns eigentlich im Dezember schon für eine gemeinsame Tour treffen, was leider aufgrund schlechtem Wetter ins Wasser gefallen ist. Sprichtwörtlich.

Am 2. Januarwochenende sollte es aber soweit sein! Also fuhr ich von Freitag bis Sonntag ins schöne Bern.

Den Freitag Nachmittag haben wir entspannt im "Bimano" beim bouldern verbracht, um die Arme schon mal für den folgenden Tag aufzuwärmen. Schließlich war meine erste Mixedkletterei in einer Nordwand geplant.

Stockhorn Nordwand, Samstag, es ist also so weit.
Wir sind am Samstag morgen so los gefahren, dass wir mit packen die erste Bahn aus Erlebach hoch aufs Stockhorn erwischen. Es hat praktisch die ganze Nacht geschneit, es war windig, trotzdem entschieden wir, es zumindest zu versuchen, wissend, dass wir wahrscheinlich umkehren werden müssen.

Im Zustieg hat sich schon gezeigt, wieviel Schnee von Süden ans Stockhorn geblasen wurde.
Das Foto hier ist zwar während dem Rückweg aufgenommen worden, aber du siehst, wie tief der Schnee ist und wie der Fels mit Schnee angeweht wurde.

Nach etwa 20-30 Minuten Spurarbeit und Wühlerei sind wir dann aber am Einstieg angekommen.
Bohrhaken haben wir keinen gefunden, um Stand zu beziehen, also haben wir den ersten Stand direkt mal mit mobilen Sicherungen, also 2 Friends, gebaut. Da ich keine Erfahrung im Mixedklettern habe, habe ich Marcel gebeten, vorzusteigen, nicht nur die erste Länge, sondern auch den Rest.
Ich bin ja jemand, der gerne neue Dinge macht, ausprobiert und sehr schnell lernt, aber wenn man dann dazu seinen eigenen Kopf noch unter Kontrolle bekommen muss, dann könnte es sehr schnell einen Overload an Informationen geben, und dann macht der Kopf zu. Da wir ohnehin schon anspruchsvolle Verhältnisse hatten, wollte ich mich nicht auch noch auf das Legen von mobilen Sicherungen konzentrieren müssen.

Die erste Seillänge war direkt eine M3, bei der es 2 steilere Stufen zu überwinden galt. Eine direkt am Anfang, die zweite etwa nach 2 drittel der Seillänge. Beides klappte ohne große Schwierigkeiten direkt auf Anhieb. Die Stimmung und Freude stieg dementsprechend leider genauso schnell, wie sich dann auch der Wind drehte.

Er kam dann leider nicht mehr von Süden, was in der Nordwand zu gelegentlichem Spindrift geführt hätte, sondern drehte auf Nordwest, so dass der Wind und Schnee richtig schön von der Seite rein kam mit Geschwindigkeiten jenseits der 60kmh.

Wir hofften, dass er sich legt, und kletterten in der Hoffnung noch die zweite Seillänge, welche am zweiten Bohrhaken der Route etwa 20 Meter über einer Art Steilrinne endet. Diese Steilrinne zu klettern hat richtig Spaß gemacht. In der rechten Hand das Eigerät, mit dem man gute Hooks finden konnte, mit der linken Hand direkt an den Fels gegriffen, genau so habe ich mir Mixedklettern vorgestellt!

So waren dann also zwei sehr schöne M3 Seillängen geklettert, leider wurde der Wind immer stärker. Am Stand haben wir beide einstimmig beschlossen, dass wir abseilen und umkehren.

Ich bin auf gar keinen Fall ein Schönwetterbergsteiger, niedrige Temperaturen und Wind schrecken mich nicht ab. Immerhin war ich bei starken Föhn über die neue Südostkante auf dem Gimpel und bei Temperaturen knapp über 0 Grad im Altmühltal klettern, wie man bei diesem Blogartikel sieht. Dennoch sollten erschwerte Verhältnisse nicht unbedingt bei der ersten Mixedkletterei vorgefunden werden. Es macht so einfach weniger Spaß, wenn man sich sprichwörtlich den Hintern abfriert. Und wir gehen doch alle Bergsteigen, um Spaß zu haben.

Da für mich die M3 Seillängen keine große Herausforderung waren, wären wir sicher auch die zwei M4 Schlüsselstellen hoch gekommen und dann die Route auch durchstiegen, aber dennoch haben wir uns beide dafür entschieden, hier abzubrechen.

Wir hofften auch auf passablere Verhältnisse dann am Westgrat, in welchen wir auch kurz einstiegen, aber auch hier wieder nach einer Seillänge einen Abbruch, bzw ein Vertagen der Aktion beschlossen haben.

Im Abstieg, bzw beim Rückweg zur Bahn klarte es dann kurz auf, nur um direkt wieder zuzuziehen und loszustürmen.

Definitiv die richtige Entscheidung an dem Tag. Stockhorn, du siehst mich wieder ;)

Den Nachmittag und Abend verbrachten wir in Bern bei einer kleinen Stadtführung. Danke Lea und Marcel fürs zeigen eurer schönen Heimat!

Von hier konnten wir sogar das berühmte Berner Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau sehen. Vielleicht auch ein zukünftiges Ziel? Wer weiß wer weiß..

© 2021 Patrick Wörner

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