Region: Walliser Alpen

Technische Daten: ZS, 40°, IV UIAA, 650hm, 10km

benötigte Zeit:10h inkl Abstieg zum Trockenen Steg

Kurz: Eine Mega Tour! Würde ich definitiv wieder machen, und wenn jemand sich im Bereich ZS+ wohl fühlt, dann ist das eine Tour die ich auch empfehlen würde. Nicht nur, weil man 5 4000er besteigt, sondern weil die Tour landschaftlich einiges zu bieten hat. Sie ist durch Gletscher, Firnflanken, Kletterei, Auf- und Abstiege extrem abwechslungsreich und sehr kurzweilig. Deshalb hat dieser Post auch extrem viele Bilder, weil die Tour einfach so schön war.

Angekommen sind wir am Sonntag Mittag in Täsch, von wo aus wir mit großem Hochtourengepäck nach Zermatt übergesiedelt sind per Bahn. Aus Zermatt dann die Bahn hoch zum Klein Matterhorn genommen, mit Zwischenstop am Trockenen Steg. Hier deponierten wir Essen, Isomatte und was man sonst so für eine mehrtägige Hochtour gebrauchen könnte, weil wir diese Ausrüstung später wieder gebrauchen werden, aber für die Breithörner nicht benötigt haben.

Am Klein Matterhorn ging es erst mal problemlos über den Gletscher zum bivacco rossi e volante, in welchem wir das Vergnügen hatten, alleine, also Steve, Aaron und ich, zu sein. Man hört ja Gruselgeschichten, dass das Biwak klein und unsauber ist, aber die hört man immer nur in Verbindung mit der Spaghettitour in der Hochsaison. Da wir am 1. Oktober an einem Sonntag dort aufschlugen, hatten wir insgeheim auch gehofft, dass dort weniger Betrieb ist.

Wir genossen einen phantastischen Sonnenunter- und Mondaufgang mit Sicht auf Castor und Pollux, und gingen zeitig schlafen. Da wir alle nicht akklimatisiert waren an die Höhe, haben wir uns darauf eingestellt, auf fast 3800m nicht sonderlicht gut zu schlafen. Die Nacht war sicher nicht die beste, die ich je hatte, aber war überraschend gut, dafür dass ich noch nie in der Höhe geschlafen habe.

Los ging es dann um 6:15 Uhr in richtung Roccia Nera auf 4075m. Ich habe die Höhe direkt gespürt und gemerkt, dass ich nicht so gut performen werde. Also gespürt, dass ich alle paar Meter anhalten musste, um zum atmen zu kommen. Von 300m Höhe in Stuttgart auf fast 4000, da gewöhnt sich der Lörper einfach nicht so schnell daran. Die Flanke hoch zur Roccia Nera war stellenweise nur mit sehr wenig Firn bedeckt, und teilweise musste auch mit den Steigeisen am Fels geklettert werden, um den Gipfel dann schlussendlich kurz vor Sonnenaufgang zu erreichen.

Wir genossen diesen Moment einige Minuten und warteten auf den Sonnenaufgang, ehe wir uns Richtung Westen drehten, um den zweiten 4000er anzugehen, den Gendarm.



Der Weg dort hin umfasste eine Querung entlang der Firnscheide zum östlichen Breithorn Zwilling, dem Gendarm auf 4106m. Zuletzt einfache Kletterei (II) auf den höchsten Punkt. Von dort muss runter auf den Firn abgeseilt werden. Der erste Abseilstand befindet sich etwas versteckt, ca. 3m unterhalb des Gipfels an einem solidem Block. Hier muss man ein mal um die Ecke gehen, findet ihn aber sehr schnell.

Erst mal abgeseilt in die Scharte geht es auch auf Firn weiter zum zweiten Breithornzwilling, dem Ostgipfel. Der Anstieg ist etwas einfacher als auf den Gendarm und wird nach dem Übergang vom Firn auf den Fels mit leichter Kraxelei abgeschlossen. Von dort aus geht es leicht nach rechts runter und wieder nach links um einen Block zum Abseilstand, der mit einem 60m Seil bis runter auf den Firn abgeseilt werden kann. mit 50m kommt man nicht ganz runter und müsste dann noch etwas abklettern. Wir empfanden das 60m Seil hier als passend, mit einem 50m Seil würde es aber sicher auch gehen. Dieser Abseiler ist leicht überhängend und hat mega Spaß gemacht, in dieser mega Landschaft frei in der Luft zu schweben.

Nachdem hier das nächste Firnfeld am Grat gequert wird, geht die eigentliche Kletterei los in Richtung Breithorn Mittelgipfel. diese führt erst einfach, und dann bis in den vierten Grad, wenn man auf der richtigen Linie bleibt, teilweise wundervoll ausgesetzt auf den Felsturm hoch. Wir hatten das Glück, dass die Kletterei praktisch vollständig schneefrei war. Mit Steigeisen ist sie sicher auch gut machbar, aber so war es dann doch angenehmer. Am imposantesten war die zweite Seillänge, welche direkt an der Kante, mit der Nordwand rechts 1000m abbrechend, recht gerade nach oben zog (IV UIAA). Jeder Zug war ein Genuss. Da habe ich auch mal kurz vergessen, wie dünn die Luft auf über 4100m ist, und bin dann schnaufend am Mittelgipfel auf 4159m angekommen. Es gibt auch eine Alternative über ein Couloir, welche nur bis maximal III. Schwierigkeitsgrad geht, aber gegen diese haben wir uns entschieden.

Vom Mittelgipfel ging es nur noch auf Schnee mit Gletscherausrüstung auf den Westlichen Breithorngipfel, auf dessen 4164m hohen Punkt ein langgezogener Schneegrat führte. Kurzes Gipfelselfie und Essensrast, bevor es dann weiter an den Abstieg ging, der noch lang werden sollte. Weil: Wir mussten ja nicht wie andere Seilschaften zum Klein Matterhorn, sondern zum trockenen Steg. Der Weg dort hin führt erst über die Skipiste, und dann über den aperen Gletscher bis zum trockenen Steg, welchen wir etwa 10h nach Aufbruch morgens erreichten. 

Da ich in der Höhe recht gelitten habe und einfach nicht die Geschwindigkeit abrufen konnte, die ich eigentlich drauf habe, haben wir am trockenen Steg entschlossen, am nächsten Tag NICHT zur Hörnlihütte weiter zu gehen, um noch das Matterhorn zu besteigen. Die Bedingungen sahen zwar okay aus, aber zu meinem schlechten Gefühl kam dann noch, dass Aaron eine Blase am Fuß hatte, und wir Abends noch im Biwak beobachten konnten, wie um 20 Uhr noch 4 Seilschaften den Hörnligrat abstiegen. War unsere Entscheidung die richtige? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es sinnvoll ist, in eine Tour nicht einzusteigen, bei der ich kein gutes Gefühl habe, und auf seinen Bauch zu hören.

Wir wollen ja nicht wieder herausfinden, wer was im Falle eines Bergunfalls bezahlt.

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Wir sind dann am Dienstag, also Steve und ich, Aaron ist mit der Bahn gefahren wegen seiner Blase, wieder runter nach Zermatt, um die geplante Tour aufs Matterhorn dann zu verschieben. Etwas traurig war ich schon, weil diese Tour sehr weit oben auf meiner "will ich machen"-Liste steht, aber der Berg läuft ja nicht davon :)

Ich hoffe, dir hat der Beitrag gefallen!

© 2021 Patrick Wörner

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