Region: Ötztaler Alpen

Technische Daten: WS, 40°,1900hm, 18,6km

benötigte Zeit:
Zustieg bis Hütte 1h45min (950hm), Hütte bis Gipfel 3,5h (950hm), Abstieg bis Hütte 3h, Hütte bis Vent 1h15min

Lange gabs keinen Post mehr von mir, was an meinem Triathlon lag, den ich am 10.9. absolviert habe.
Dazu schreibe ich einen separaten Blogbeitrag, da mittlerweile Triathlontraining mein Hauptbestandteil des Trainings ist, welches ich als Ausdauertraining fürs Bergsteigen absolviere.

Aber: Eine Woche nach meinem Wettkampf ging es mit Luise, die im Oktober nach Equador fliegt und davor noch etwas Hochtourenerfahrung sammeln wollte, für eine technisch einfache Hochtour auf einen Klassiker, nämlich auf die Wildspitze.
Es sollte ihre erste, aber hoffentlich nicht ihre letzte Hochtour werden, deshalb einen seichten Start ins Hochtouristendasein ;)

Da ich ja 3 Monate nicht in den Bergen war, war es für mich auch wieder gut, mit etwas einfachem wieder rein zu kommen.

Samstag war natürlich Anreise, und so starteten wir um Punkt 16 Uhr in Vent unseren Aufstieg zur Breslauer Hütte. Dieser ist gut markiert, führt praktisch die ganze Zeit unter dem Lift in Serpentinen hoch, Landschaftlich sicher nicht der schönste oder spannendste Anstieg, läuft man doch auch durch verbaute Landschaft, aber so ist das nunmal am "Top of Tyrol".

Nicht mal 2h später standen wir dann auf der Breslauer Hütte, wo uns eine verwirrte Hüttenwirtin anschaute. Luise sagte ihr, dass wir erst um 16 uhr am Parkplatz sind und wahrscheinlich nicht pünktlich zum Abendessen da sein werden, aber wir haben es ja doch geschafft :)

Also gabs erst mal lecker Abendessen mit Reisfleisch und viel zu trinken für mich. Der Rest des Abends war nicht mehr so spektakulär, außerdem bin ich früh müde geworden, weshalb wir uns schon um 20 Uhr ins Bett gelegt haben. Normalerweise braucht man ja auf Hütten ewig, um einzuschlafen und kann dann auch noch nicht mal gut schlafen, aber irgendwie war wohl für mich die Nacht meiner Nächte auf Hütten eingetreten und ich hatte einen so erholsamen Schlaf auf einer Berghütte, wie ich ihn noch nie hatte.

2 Minuten vor dem Weckerklingeln bin ich dann aufgewacht, und so ging es ausnahmsweise ausgeschlafen und erholt runter in den Essraum zum Frühstücken.

Um 6 Uhr war dann auch Abmarsch Richtung Mitterkarjoch und dann Gipfel. Wir sind zwar nach den geführten seilschaften gestartet, haben aber doch die ein oder andere Seilschaft einholen können, obwohl wir es gemütlich angegangen sind. Das Wetter war perfekt, und es gab vor dem Mitterkarjoch einen wunderschönen Sonnenaufgang.

Der Mitterkarferner unter dem Mitterkarjoch ist als socher kaum erkennbar, da es dort letztes Jahr einen schweren Felssturz gab, welcher praktisch den gesamten Ferner mit Blöcken und Gestein bedeckt hat. Das ist ziemlich gefährlich, vor allem im Abstieg, wenn es dort zu tauen/schmelzen beginnt. Man weiß einfach nie, ob der Block, den man als nächstes betreten will, nur auf dem Eis aufliegt und dann runterschlittert, oder ob er gescheit verkantet ist.

Auch ist genau im steilsten Part (40° steil) die Auflage der Blöcke auf dem Ferner recht spärlich, so dass viel hartes Blankeis rausschaut. Einige sind das ohne Steigeisen gegangen, was mir persönlich zu gefährlich war. Ich wollte weder für mich, noch für Luise einen Sturz riskieren, so sind wir die restlichen 20 Meter zum Einstieg des Klettersteigs mit Steigeisen gegangen.

Dieser ging "kurz und schmerzlos" vorüber (ich bin kein Fan von Klettersteigen), und so standen wir etwa um 8:30 Uhr am Mitterkarjoch auf 3468m. Nur noch rund 300 Höhenmeter trennten uns vom Gipfel der Wildspitze.

Der Gletscher hatte eine leichte Schneeauflage und war meiner Meinung nach der spannendste und schönste Teil der Tour. Einfach genau so, wie man sich eine klassische Hochtour vorstellt. Weite weiße Gletscherflächen, eine Spur Richtung Gipfel, ein paar Spalten, die es zu überwinden gab.

Nach dem Steilaufschwung, den Gipfel ständig vor sich im Blick, muss man nach rechts abbiegen, um den letzten Aufschwung auf den Gipfel über Blockgelände zu nehmen, welcher sich fast bis auf einen Grat verengt. Und dann steht man auf 3768m, 3770m oder 3774m Höhe am Gipfelkreuz, je nachdem welcher Quelle aus dem Internet man glauben mag. Ich bin daraus nicht schlau geworden. Wer mir also die genaue Höhe der Wildspitze mitteilen mag, gerne!

Der Abstieg ging etwas flotter, bis auf den Part mit dem Mitterkarferner und dem Blockgelände dort!
Morgens war dort ja noch alles gut durch das drunterliegende Eis fest. Das erledigt sich dann im Laufe des Tages von selbst, und dann wird es dort richtig gefährlich! Ich empfehle hier so früh es geht durch zu sein und die Gipfelrast nicht unnötig lang werden zu lassen.

Wir waren etwa um 11 Uhr dort, und schon um die Zeit kamen von oben doch teils auch große Brocken runter gerollt, die nicht mehr durch den drunterligenden Ferner gehalten wurden. Es macht dann auch sicherheitstechnisch keinen großen Unterschied, ob man Steigeisen trägt, oder nicht. Das Blankeis ist zu wenig, um nur dort abzusteigen, und die Felsblöcke auf dem Ferner sind recht viele, so dass man sowieso zwangsläufig auf denen runter gehen muss. Ich empfehle hier nur, so schnell es geht diesen Ferner und das daraufliegende Blockgelände zu verlassen.

 

Übrigens, hier auf meiner Homepage kannst du dich auch darüber Informieren, wer bei einem Unfall, sollte es dort passieren, die Kosten übernimmt. Kranenkasse, DAV oder Unfallversicherung? ;) Hier ist der entsprechende Link dazu!

Danach ging es nur noch recht öde durch das Blockgelände zurück Richtung Breslauer Hütte, auf der dann ein leckerer Kaiserschmarrn und danach der Abstieg ins Tal auf uns wartete.

Es tat gut, mal wieder in den Bergen zu sein! Hoffentlich lässt der nächste Tourenbericht nicht so lange auf sich warten :)

Gratuliere Luise zur ersten richtigen Hochtour!

© 2021 Patrick Wörner

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