Alpinklettertour Gehrenspitze 2153m via "Lechtalblick"

Region: Tannheimer Tal, Allgäu

Technische Daten: 10 Seillängen, 200 Klettermeter, Überwiegend +/-5, gelegentlich leichter. Eine Seillänge im 6. Grad, eine plattige 7- (6 A0)

benötigte Zeit:
Zustieg zum Einstieg 3h, Kletterei 4h, Abstieg bis Tal 2h,

In der Summe: ca 9h.

Zurzeit befinde ich mich noch voll im Ausdaueraufbau. Das Problem daran ist, dass mir klettern auch sehr viel Spaß macht. Für das Wochenende sollte es also nach der Skitour im April die erste Bergtour werden. Mein Anspruch: recht langer zustieg, und im Verhältnis dazu recht wenig Kletterei.

So entschieden Aaron, mit dem ich im März auf dem Rubihorn war, und ich uns für die Gehrenspitze. Dort hatten wir die Auswahl zwischen 2 Touren: "Schön, dass es dich gibt", eine 6+, oder den "Lechtalblick" eine 7-, für die wir uns dann auch entschieden haben. Der Hintergrund ist der, dass die 7- nur eine Stelle betrifft, mir Plattenkletterei grundsätzlich gefällt und die Tour Zitat "sportklettermäßig eingebohrt ist". Kein Wunder. In der Schlüssellänge sind auf nicht mal 15 Meter 8 bohrhaken verbaut. Danke Pat Schwarzmann!

Am 12. Juni ging es dann morgens nach Wängle bei Reutte, meterdick Sonnencreme wurde aufgetragen, weil wir in einer Südwand klettern werden, und dann begann auch schon der Zustieg, der uns erst auf dem Forstweg und dann steiler über einen Steig bis zur Gehrenalpe, dem Gehrenjoch und dann auch zum Einstieg unserer Route in die Südwand der Gehrenspitze brachte. Bis hier waren wir knapp 3 Stunden unterwegs und hatten bereits 1100 Höhenmeter in den Beinen mit dem kompletten Kletterrucksack, es war also ein Zustieg der eher gemütlicheren Art :)

Unser Plan war es, recht fix zu klettern, weshalb wir beschlossen, einige Seillängen, die 20-25 Meter lang waren, uu einer längeren Seillänge zusammen zu fassen.

Das taten wir mit der 2. und 3. Seillänge, welche ich vorstieg. Leider fand ich den Standplatz nicht, weshalb ich an einem Bohrhaken und einer selbst gefädelten Sanduhr einen Zwischenstand einrichte. Das darauf folgende Gelände war mit 4 relativ leicht und bildete die kurze Verschnaufpause vor der 7- Schlüsselstelle.

Da Aaron der bessere Kletterer von uns beiden ist, entschlossen wir uns, dass er die Länge vorsteigt, was er auch souverän löste. Einen Teil seiner Beta konnte ich abschauen, aber ab dem 3. Bohrhaken fing dann bei mir im Nachstieg etwas das Knobeln an. Die Platte macht ihrem Namen alle Ehre, und es sind dort wirklich ein paar sehr spannende "Griffe" und "Tritte" zu finden, wenn man genau hinschaut. Am meisten gefallen hat mir das Einfingerloch, welches man mit dem linken Daumen zum Pressen benutzen kann, und das man als Mini-Pinch auch mit dem Zeigenfinger zusammenkneift.

Mit viel pressen und ziehen habe ich dann diese Schlüsselstelle überwinden, und 2 Meter weiter oben den rettenden Henkel greifen können. Die nächste Seillänge, ein sehr eindrucksvoller aufsteigender Quergang, welcher erst horizontal, dann verikal nach links oben führte und im 6. Grad zu klettern war, war für mich eins der Highlights der Tour. An durchweg tollen Griffen, Löchern, Henkeln und mit immer spannenden Bewegungen ging es steil aufwärts zum nächsten Stand. Auf Youtube im Video, welches ich aufgenommen habe, kannst du praktisch fast die gesamte Seillänge anschauen!

Im Prinzip ist die eigentliche Tour nach dieser Seillänge fast zu Ende. Denn darauf hin folgt nur noch die in der Topo als 5- ausgesetzte Querung beschriebene Seillänge , eine recht einfach 5+, und dann die zwei Ausstiegsseillängen, die man ebenfalls zu einer langen zusammen fassen konnte, wie es Aaron hier auch getan hat.

So kamen wir dann nach knapp 4 Stunden Kletterei am Gipfel an, welchen wir völlig für uns hatten. Die Gehrenspitze ist einfach aufgrund des doch eher langen Zustiegs nicht so beliebt, wie die anderen Kletterberge im Tannheimer Tal wie Gimpel, Rote flüh etc.

Der Abstieg über den Normalweg empfanden wir als "für einen Normalweg auf einen Allgäuer schon recht anspruchsvoll", da hier auch im brüchigen schrofigen 2er Gelände abgeklettert werden musste. Angekommen wieder am Wanderweg zum Gehrenjoch konnten wir auch laufen lassen, so entschieden wir uns, einen Großteil der darauf folgenden 1000 Höhenmeter Abstieg joggend zurückzulegen (mit einem kurzen Bierstop an der Gehrenalpe). Mit dem ganzen Alpinklettergeraffel im Rucksack und den Seilen nicht gerade die beste Idee, was sich im Muskelkater in den Oberschenkeln in den nächsten Tagen widerspiegelte. Aber das war dann auch der Test für meine Meniskusüberbelastung, inwiefern die verheilt ist. Und ich muss sagen, mein Knie hat die Belastung echt gut weggesteckt!

© 2021 Patrick Wörner

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